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  • AutorenbildSunita Asnani

#3 Table Conversations: Was sagen uns unsere Hände?


Anwendung von Art-based Facilitation. Zweites Beispiel.


Das Endprodukt eines künstlerischen Projekts kann genial sein, aber verglichen mit dem Prozess, der dahinter steckt, oft auch enttäuschend. Oder nur zugänglich für eine Handvoll Kunstbegeisterte. Hingegen:

Der kreative Prozess in der Entstehungsphase ist potenziell ein hochinteressantes Lern- und Experimentierfeld für viele.

Wenn es sich dazu noch um kreative Kollaboration handelt, um so mehr.


Mein Partner und Ehemann Chris und ich suchten deshalb nach Formen, wie wir kreative Kollaboration mit anderen teilen und erfahrbar machen könnten. Daraus entstanden verschiedene kunstbasierte Events für Gruppen - “Table Conversations” ist eines davon. In all diesen Arbeiten ist die Bewegung zentral, unser Dreh und Angelpunkt. Wir nutzen Bewegung als Mittel, sich selber und die Umwelt (neu) zu begreifen.


Denkende Hände

Hast du gewusst, dass das „Reden mit den Händen“ unsere Denkprozesse beim Sprechen unterstützt? Wir bewegen beim Sprechen die Hände nicht primär, um uns verständlich zu machen – wir fuchteln auch, wenn wir telefonieren und uns niemand sieht – sondern, weil die Hände uns helfen zu denken. Auch die 400 bis 800 täglichen und seit COVID19 berüchtigten Selbstberührungen im Gesicht haben etwas mit unserem Gedächtnis zu tun: Die Handberührungen scheinen dabei zu helfen, kognitive Überforderung und Stressempfinden zu regulieren.


Uns interessiert hier aber weniger die psychologische Auslegung oder der gekonnte Einsatz von Körpersprache, sondern: Wie können wir uns in der Begegnung, Verhandlung, Kollaboration neu erleben durch die Ausdrucksweise unserer Hände?


Was zeigt sich in der nonverbalen Sprache der Hände, was sonst verborgen bleibt?

Mut und Verletzlichkeit

In den letzten zehn Jahren sind viele meiner Kollaborationen zusammen mit Chris entstanden. Dabei haben wir gelernt: Für eine gelungene Kollaboration braucht es mehr als ein gut eingespieltes Team.


  • Bei der Kooperation arbeiten die Personen oder Gruppen an unterschiedlichen Teilen des Ergebnisses. Der Beitrag einer Person oder Gruppe ist nachvollziehbar.

  • Bei der Kollaboration arbeiten die Personen oder Gruppen zur selben Zeit gemeinsam an einem Teil des Ergebnisses.

Es liegt auf der Hand:


Für eine kreative Kollaboration braucht es Zeit, Mut, Vertrauen, das Zulassen von Verletzlichkeit, geteilte Werte und Visionen und das Aushalten können von gegenseitiger Abhängigkeit.

Der Gewinn ist jedoch etwas Unbezahlbares. Es entsteht eine Vision und eine Arbeit, die mehr ist als die Summe der Einzelbeiträge. Etwas Neues wird kreiert, etwas, was ich mir alleine nicht einmal hätte vorstellen können. Ich erfahre solche Kollaborationen als Erneuerung und Erweiterung von mir selbst. Diese Erfahrung ist unglaublich wertvoll und inspirierend, und ich möchte sie unbedingt anderen zugänglich machen. “Table Conversations” bietet einen sicheren Spielrahmen dafür.



“Table Conversations”

ist ein Hybrid zwischen Performance, Workshop und Spiel. Es entsteht eine Reihe von moderierten Begegnungen und Kollaborationen im Publikum. Das Herzstück ist der Tisch. Er dient als Plattform des Austausches, als Navigationsinstrument, als Miniaturbühne für unsere Hände. Die Hände werden zu Akteuren und Wortführern.

Die Begegnungen werden geleitet von Handlungsvorschlägen, Fragen, Aufforderungen, Codes und Strategien aus der Kunst. Die Teilnehmenden, die sich an dieser Installation zusammenfinden, nehmen unterschiedliche Rollen ein und bauen eine Reihe von Performances füreinander auf.

Jede Performance erforscht die Grenze zwischen Distanz und Nähe, Selbstbestimmung und Angleichung, Außen- und Innenperspektive.

Kontext

Wir haben “Table Conversations” in verschiedenen Kontexten und mit verschiedensten Gruppen durchgeführt - in einem Coworking Space, einer ehemaligen Bibliothek, einem Seminarraum. Mit Teilnehmenden, die sich kannten und Teilnehmenden, die sich fremd waren. Auch das Alter war extrem durchmischt und reichte von 6 - 76 Jahren. Die Gruppengröße variierte zwischen 15 und 50 Personen.


Hier ein kurzer Einblick:




Wirkung

Es entstand in allen Durchführungen von “Table Conversations” ein sicherer Raum, in dem sich Achtsamkeit, Kreativität und Humor entfalten konnte. Die Anwesenden waren sichtlich berührt von dieser ungewohnten Art, sich zu begegnen, einander zuzuhören und gesehen zu werden. Nach dem “Spiel” war jedesmal eine vertrauensvolle Verbundenheit zwischen den Anwesenden sowie ein grosses Bedürfnis für Gespräche und Reflektion vorhanden. Der beste Ausgangspunkt für Veränderungen und Transformationen - sei es im Rahmen von Wandel, Kulturentwicklung oder New Work.


“Table Conversations” eignet sich, wenn sich eine Gruppe neu begegnen und eine kollaborative Haltung fördern möchte. Wenn es Dialog und Empathie braucht statt weiteren Brainstormings auf Post-its. Hand auf's Herz:


Zu Zeiten, in denen ein Nährboden für Neues, das Aufbrechen von alten Verhaltensmustern gefragt sind, müssen wir an Formen von Wissen anzapfen, die nicht im Kopf allein stecken, sondern vernetzt sind mit dem Körper und unseren Emotionen.







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